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#workingmoms

Der Begriff #workingmom ist eine Tautologie. So etwas wie weißer Schimmel oder zwei Zwillinge. Absolut überflüssige Wortkombination. Mutter sein ist Arbeit. Egal wie lazy ich den Job angehe. 

 

Für mich persönlich ist das kein Problem. Ich arbeite gerne. Ich arbeite nicht immer gleich motiviert und in jedem Job gibt es auch weniger beliebte Dinge, aber prinzipiell mache ich es gern. Mein Partner (und Kollege) und ich sind ein eingespieltes Team. Zu Beginn unserer Elternschaft bin ich in Teilzeit gegangen, weil er sich das, als Vater, der Unterhalt für Kinder aus der ersten Beziehung zahlen muss/ darf, finanziell nicht leisten konnte (hands up für alle Patchwork-Familien, an die nie jemand denkt).

 

Mittlerweile habe ich mich selbstständig gemacht, teilweise parallel mit meinem Brotjob. Also hatte ich 

Job 1: Kinder

Job 2: Brotjob

Job 3: Selbstständigkeit

zusammen am Laufen. Das ging. Ich habe mit meinen jeweiligen Arbeitgebern im Brotjob (immer Männer) Verträge und Bedingungen ausgehandelt, die das zuließen. Selbstbewusst. Auch schn vor Corona und HomeOffice. Ich habe Jobs abgelehnt, neu verhandelt oder gekündigt, wenn mir diese Bedingungen nicht gewährt wurden. Ich war mir selbst immer zu schade, um mein Potential wegen Eltern-unfreundlichen Bedingungen nicht ausleben zu können. Ich hatte nie Angst, etwas Neues zu finden. Manchmal habe ich es eine Weile ausgehalten, für Unternehmen zu arbeiten, mit deren internen Strukturen ich unzufrieden war - weil sie mir auf der anderen Seite die Freiheit gewährten, meine beiden anderen Jobs, in denen viel mehr Liebe und Enthusiasmus stecken, ausführen zu lassen.

Kompromisse sah ich schon immer als win-win Situation und nie als “beide verlieren”.

 

Ich will nicht, dass der Eindruck entsteht, ich hätte das alles auf einer Arschbacke gewuppt, weil mein Mann und ich die Geilsten sind. Von wegen. Finanzielle Freiheit ist immer noch ein Punkt auf der To-Do-List, den wir noch abhaken müssen. Oft verbringe ich mehrere Abende hintereinander hier an meinem Home-Office-Arbeitsplatz im Schlafzimmer, um zu ackern. Der Vorteil dabei: Ich arbeite echt gerne! Für mich ist “Arbeit” kein Horror-Begriff und Montag kein Scheißtag. 

 

Ich möchte auch nicht den Eindruck erwecken, ich würde meine Kinder in Arbeitsstunden bewerten. Meine Kinder sind mega. Megatoll. Megaanstrengend. Megazeitintensiv. MegaMega einfach. Manchmal spring ich wegen ihnen an die Decke, manchmal mit ihnen durch den Wald. Manchmal will ich sie an die Wand klatschen, manchmal klatschen wir uns ab, weil wir so toll sind!

 

Was will ich hier eigentlich sagen, fragt ihr euch jetzt vielleicht? Vielleicht doch, dass ich die wahnsinnig allerbeste Workingmom auf diesem Planeten bin? Da muss ich selber lachen, während ich das schreibe. Und auch wieder nicht. Wie wir das bewerten, was gut und was schlecht ist, das liegt ja bei uns selbst. Auf was ich jedenfalls wirklich stolz bin, sind die Entscheidungen, die ich getroffen habe. Für mich und für meine Kinder. Viele davon waren echt anstrengend zu treffen und manche musste ich rückgängig machen oder neu ausrichten. Aber ich war mir immer bewusst darüber, dass ich Entscheidungen treffen muss, die zu mir und meiner Familie passen. Und das ich dafür alleine die Verantwortung trage. Ich habe mich aktiv dagegen entschieden, Entscheidungen gegen mich oder meine Familie zu treffen. Ich habe richtig tolle Jobangebote abgelehnt, bei Unternehmen (auch Unternehmen, die von Frauen geführt wurden und die für female empowerment stehen), die gegen Teilzeit waren oder das Gefühl hatten, als Sales Manager kann man nicht ordentlich Kohle scheffeln, wenn man nur 24 Stunden arbeitet. 

 

Bin ich privilegiert? Bestimmt. Im Verhältnis zu alleinerziehenden Müttern auf jeden Fall. Und im Verhältnis zu wirklich armen Menschen, die keine Unterstützung aus ihrem Elternhaus erfahren haben, und überhaupt keinen Weg sehen, dort heraus zu kommen. Und im Moment sowieso, weil ich für ein Jahr lang ein bedingungsloses Grundeinkommen erhalte. Und vielleicht auch, weil ich mutig bin. Nicht sonderlich stark, ich achte immer auf alle möglichen Sicherheiten, bevor ich Neues wage (komme deswegen manchmal auch einfach langsam voran), aber letztendlich wage ich dann auch mal was.

Das ist kein Privileg, das können wir alle. Etwas wagen. Mutig sein. Verhandeln. Mit dem Chef, dem Partner, unseren Kindern, uns selbst. Um unserer Selbst Willen und unserer Kinder Willen. In Mutter steckt Mut!

 

Ich freue mich über jeden Artikel, der das “Problem” der #workingmoms aufgreift. Ich bin dem Begriff #workingmom dankbar dafür, dass er es geschafft hat, auf etwas Alltägliches im Leben jeder Mutter aufmerksam zu machen. Starre Systeme, alte weiße Männer, absurde Verträge, bescheuerte Werte und veraltete Vorstellungen davon, wie ein Arbeitsplatz auszusehen hat. 

Das führt dazu, dass unsere Glaubenssätze - wir sind als Mutter nicht gut genug, unzuverlässig, werden niemandem gerecht, schaffen keine Vereinbarkeit von allem - weiter in uns manifestiert werden. Dieses Problem müssen und können wir glücklicherweise als erstes lösen. Millionen Frauen befinden sich gerade in einer Transformation - überall auf der Welt. Klar, schon seit Jahrzehnten. Aber für mein Gefühl war das eine ganze Weile eingeschlafen. Jetzt wachen wir gerade wieder auf. Und sobald wir mehr und mehr begriffen und gelernt haben, dass wir gut genug sind, dass wir Zuverlässig sind, dass wir wertvoll für den Arbeitsmarkt sind - auch mit gut bezahlten 24 Stunden in der Woche - dann können wir den Rest lösen!

Deswegen freue ich mich über jeden einzelnen Coach da draußen, der einen wahren Mehrwert in die Welt bringt, indem er Glaubenssätze auflöst, um die Menschen daran zu erinnern, dass sie ein Leben in Vereinbarkeit verdient haben.

Ich feiere jede Speakerin, die darüber erzählt, aufrüttelt, inspiriert, wie sie selbst das gemacht hat. Als Frau. Als Mutter. Als Arbeitnehmerin.

Jeder und jede von uns hat ein gutes, erfülltes Leben verdient. Das wissen wir alle. Und die meisten von uns können sich dieses erfüllte Leben selbst herbeiführen - wenn sie mutig genug sind, sich dafür zu entscheiden. Und deswegen sage ich es nochmal: In Mutter steckt Mut!

 

Was wollt ihr endlich verändern - bei euch oder in der Welt dort draußen - und was hält Euch auf?


Entspannung für #workingmoms?

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