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Die Vielfalt der Muttergefühle

Tauche ein in die emotionale Achterbahn des Mutterwerdens und erfahre, wie die Vielfalt der Gefühle - von Glück und Stolz bis hin zu Verunsicherung und Überforderung - Dich auf eine Reise der Selbstentdeckung führen kann.

Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schießt, als die Hebamme mir mein glitschiges, violettes, eben geborenes Baby auf die Brust legt ist:  „Heilige Mutter Gottes, dem Himmel sei Dank, es ist vorbei!“ Ich fange an zu heulen, unkontrolliert, erschöpft, nach Atem ringend. Glücklich darüber, dass diese schlimmen Schmerzen vorbei sind. Dass dort ein gesundes Kind bei mir liegt. 

Wenn man mich heute fragt weiß ich nicht mehr, welches Gefühl ich als erstes hatte. Meiner Meinung nach war es ein Cocktail.

 

Erleichterung, Glück, Stolz. 

 

Erleichterung, weil es vorbei war. Glück, weil alles gut gelaufen ist und es allen gut ging. Stolz, weil mein Körper gerade unglaubliches geleistet hatte. Verunsicherung, Angst, Überforderung. Verunsicherung, weil ich nicht wusste, wie ich das Kind zum Trinken anlegen sollte. Angst, weil mir bewusst wurde, dass wir unser neugeborenes Kind jetzt in ein MaxiCosi legen, um es im Auto nach Hause zu fahren, wo wir alleine mit ihm sein sollten. Überforderung, weil ich keinen blassen Schimmer hatte, was von mir erwartet wurde. 

 

Plötzlich bekamen die Gefühle einen Ohnmacht-Faktor.

 

Natürlich kannte ich all diese Gefühle schon. Aber in einer anderen Intensität. Es war so, als ob alles, was ich bisher gefühlt hatte, nur Übung gewesen wäre. Vorglühen, bevor es richtig losging. Plötzlich bekamen die Gefühle einen Ohnmacht-Faktor. Ich konnte dieses kleine Wesen ansehen und überwältigt davon sein, dass es so vollkommen und perfekt war. Diese Unbegreiflichkeit, dass es atmete und funktionierte und aus mir heraus gekommen war, brachte mich von einer Sekunde zur anderen zum Weinen vor Faszination und Glück. Genauso konnte ich dieses Wesen anschauen und heulen, weil ich die Abhängigkeit verstand und mich die Angst überspülte, etwas kaputt zu machen. Ich wartete auf den wichtigsten Skill, der mir versprochen wurde. Wie bei einem Computerspiel. Ich habe das nächste Level erreicht: Kind geboren! Natürlich musste das mit einer neuen Fähigkeit belohnt werden. Dem Mutterinstinkt. Ich konnte ab jetzt nichts mehr falsch machen oder irgendwas nicht wissen. Ich hatte ja einen natürlichen Mutterinstinkt.

 

Du kannst Dir vielleicht vorstellen, wie schrecklich ich mich gefühlt habe, als ich feststellte, dass dieser Skill nicht einfach so freigeschaltet wurde. Ich machte ständig Dinge “falsch”. Ich vergas Sachen, ich unterschätze Situationen oder überschätze sie. Ich fühlte mich unfähig, ängstlich und zwischendurch aber auch erfüllt und kompetent - je nachdem wie der Tag so lief und wie das Baby so drauf war.

 

Warum waren all meine Gefühle plötzlich so intensiv? Warum konnten sie mich aus lauter Glückseligkeit komplett vergessen lassen, was ich gerade noch machen wollte und in der nächsten Sekunde innerlich fast zerstören, weil ich mir die Schuld für alles mögliche gab, das mit dem Kind zu tun hatte? Jeder hat vermutlich schon von Oxytocin gehört, das Bindungshormon, das ausgeschüttet wird und uns z.B. vergessen lässt, dass eine Geburt schmerzhaft ist. Das sorgt dafür (nicht immer), dass wir unser Kind lieben und behüten wollen. Aber was ist für die Angst und die Ohnmacht zuständig? 

 

Meine Mutterinstinkte waren nicht auf Knopfdruck angesprungen

 

Für mich waren das ganz klar die Erwartungen, die ich an mich hatte und die Erkenntnis, dass ich denen nicht gerecht werden konnte. Meine Mutterinstinkte waren nicht auf Knopfdruck angesprungen und mich traf die Tatsache, dass ich alles lernen und erleben und in dem Moment dann irgendwie entscheiden musste, hart. Versagensängste hatten mich zeitweise fest im Griff. Ich wollte natürlich keine schlechte Mutter sein, hatte aber zum Beispiel 3 Tage lang nicht bemerkt, dass mein Kind nicht richtig gefüttert wurde beim Stillen. Wie konnte das sein? 

 

10-15% aller Frauen erleben eine postnatale Depression, in der sie ebensolche Gefühle erleben. Ich persönlich erlebte ein auf und ab und fühlte mich nicht depressiv. In den Momenten, in denen ich mich meinen Aufgaben nicht gewachsen fühlte, erinnerte ich mich daran, was ich alles schon richtig und gut gemacht hatte.  Aber plötzlich verstand ich das Loch, in das man fallen konnte. Und es dämmerte mir, dass so einige Sachen, die ich übers Muttersein dachte, ganz anders sein würden, als ich mir das vorgestellt hatte. 

 

Nichts in meinem Leben kann so unterschiedliche Gefühle in mir hervorrufen wie meine Kinder. Alleine die Vielfalt an Gefühlen, die ich für diese eigentlich ja nur eine Sache “Kind” haben kann, ist faszinierend. Liebe, Wut, Verzweiflung, Sorge, Angst, Neid, Zuneigung, Stolz, Ehrfurcht, Hochachtung, Verachtung, Fassungslosigkeit, Scham, Hass, Bedingungslosigkeit, Vollkommenheit, Perfektion. Ich habe mit den Jahren gelernt, diesen Gefühlen Platz zu geben, ihnen Raum ein zu räumen und sie zu akzeptieren. 

 

Ja, ich hasse es, dass ich fremdbestimmt bin, dass meine Kinder nicht das machen, was ich will, wenn ich erschöpft bin und keine Energie mehr für Diskussionen habe. 

 

Ja, ich liebe es zu hören, wie sie lachen, wenn ich sie kitzle oder sie zusammen im Wohnzimmer toben und dabei die Bude auf den Kopf stelle. Es geht beides. 

 

Ich brauche keinen Mutterinstinkt

 

Ich brauche keinen Mutterinstinkt, um mich von meinen Gefühlen leiten zu lassen. Ich darf sie einfach fühlen und mir von ihnen sagen lassen, was ich gerade brauche. Wenn ich sie unterdrücke, dann können sie mir nicht helfen. Auch das musste ich lernen, nachdem ich verdrängt hatte, wie sehr mich meine Kinder manchmal nerven und mich belasten. 

Dass ich meine Kinder lieben konnte, obwohl ich sie manchmal los sein wollte, das verstand ich irgendwann. Und als ich das zuließ, entspannte sich auch einiges in mir. Und ich konnte mir eingestehen, Hilfe zu brauchen, Schlaf zu brauchen, Kuscheleinheiten zu brauchen. Ich konnte meine eigenen Bedürfnisse dadurch erkennen und mich selbst zufrieden machen. Offen für die Gefühle der Zuneigung, Liebe und Leichtigkeit. 

 

Deswegen ist das Thema Gefühle ein wichtiger Bestandteil meines Coachings. Es gibt verschiedene Wege, um mit Gefühlen umzugehen. Gefühle zu unterdrücken ist keine Option! In den Gruppen-Coachings sprechen wir sogar von Anfang an ganz offen über alle Gefühle, weil alle Teilnehmerinnen sofort spüren, dass wir uns in einem sicheren Raum befinden. 

 

Sie entdecken nach und nach die Auslöser von anstrengenden Gefühlen und lernen Methoden kennen, wie sie die Auslöser umgehen oder mit den Gefühlen besser umgehen können. Was für mich damals, mit meinem Baby auf dem Arm, hilfreich war, das ist auch für meine Wild Moms ein Game Changer für den Umgang mit ihrer eigenen Mutterrolle. 

 

 

Ich lade Dich daher herzlich ein, wenn Du Dich irgendwo in diesem Artikel wiedergefunden hast und noch immer nicht weißt, wie Du mit all Deinen Gefühlen umgehen sollst, dann buche Dir ein Kennenlerngespräch mit mir. Du musst mit Deinen Gefühlen nicht alleine sein und bitte verdränge oder unterdrücke sie nicht. Sie sind ein wunderbarer Wegweiser für Dein Leben und wenn Du weißt, wie Du sie lesen musst, dann führen sie in eine Richtung voller Liebe und Wertschätzung!

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