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Was will ich als Mutter, Frau und Coach bewirken?

Ist es möglich, mehr als eine Bestimmung zu haben? Ist meine biologische Bestimmung als Mutter nicht bereits erfüllt? Wie fühlt es sich an, nach 40 Jahren Leben zuzugeben, meine Bestimmung verfehlt zu haben? Diese Fragen habe ich mir jetzt mal gestellt!

Meine Bestimmung ist genauso wild wie mein Haar!
Meine Bestimmung ist genauso wild wie mein Haar!

Vor 15 Jahren kaufte ich mir ein Moleskin, mit der festen Absicht, Schriftstellerin zu werden. Meine Mutter lag mir bereits seit mehreren Jahren damit in den Ohren: "Kind, Du schreibst so schön! Schreib doch jetzt mal ein Buch!" Zu der Zeit las ich gerade viele Bücher von Paulo Coelho. Er selbst war erst mit 40 Jahren groß rausgekommen. Ich hatte also noch Zeit. Dachte ich! 

 

Ich besitze dieses Moleskin natürlich immer noch. Es ist ramponiert, zerkratzt, das Gummiband ist kaputt - und es ist nie voll geworden.  Der erste Eintrag stammt vom 21.2.2008. Der letzte hat gar kein Datum mehr bekommen, muss aber irgendwann im März 2014 gemacht worden sein. Spoiler: Ich bin bis heute keine Schriftstellerin und habe kein Buch veröffentlich. Seit Januar bin ich 40 Jahre alt. 

Hab ich jetzt also meine Bestimmung verkackt?

Ich gebe zu: Dieses Bild der Schriftstellerin gefällt mir und ein wenig ist es schon traurig, dass es nicht geklappt hat. Auf der anderen Seite habe ich mein Leben mit soviel anderen Dingen gefüllt, die mich erfüllen und ebenso für mich bestimmt sind, wie damals der Traum vom Schreiben. Ich habe meine Prioritäten neu gesetzt, weil ich mich für vieles berufen fühle. Ich habe keine Zeit zu trauern. Ich habe Kinder, einen Job, Familie, Freunde, Community, Herzensprojekte. Ich schreibe immer noch gerne. Im beruflichen Kontext, auf Instagram, in meinem Blog oder in meine Notizbücher. Diese Freude geht mir ja nicht einfach so verloren. Aber ich muss damit nichts erreichen.

Lange Zeit habe ich nicht über eine Bestimmung nachgedacht. Irgendwie gab es immer das Gefühl, da kommt noch was, in meinem Leben gibt es einen Sinn und der wird mich noch finden. Dann habe ich Kinder bekommen. Erst eins. Dann zwei. Und auch da hat mich das Schreiben wieder begleitet und meine Mutter wollte wissen, wann ich mein Buch schreibe. Ich habe stattdessen über meine Schwangerschaften geschrieben, um es mit meinen Verwandten im Süden zu teilen, da ich selbst mittlerweile in Berlin lebte. 

 

Danach veränderte sich soviel! Mein Leben, meine Einstellung, meine Wahrnehmung von der Welt. Und meine Bestimmung. Ich wollte nicht mehr warten. Ich wollte die Dinge selbst in die Hand nehmen und diese Welt zu einem besseren Ort machen. Für meine Kinder und für jede einzelne Mutter da draußen. Familienmitglieder teilten meinen Blog. Frauen bedankten sich für meine ehrliche Schilderung der Schwangerschaften und meiner Gefühle. Ich sah mich um und erkannte, dass die Zeit, zu der ich Mutter wurde, verdammt hart sein konnte um ebendiese zu sein! Ich war abwechselnd dankbar für mein Leben, wütend auf die Gesellschaft und frustriert über die Frauen, die so an ihrer Opferrolle festhielten. Und zack - da war sie, meine neue Berufung!

Ich wollte Frauen aus ihrer Opferrolle rausholen!

Ich hatte es satt, mir anzuhören, dass sie kein Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten hatten, obwohl sie schon die dritte Weiterbildung oder das fünfte Studium abgeschlossen hatten. Ich wollte nicht hören, dass Frauen sich ihrem Mann gegenüber wertlos fühlten, weil der Geld nach Hause brachte und sie "nur" mit den Kindern zuhause waren. Es weinen regelmäßig Mütter genau deswegen in meinen Kursen!

 

Der Weg zur Bestimmung ist eine Reise. Und man kann nicht alles mitschleppen. Es ist immer gut, einen Rucksack mit wichtigen und sinnvollen Dingen dabei zu haben - aber den sollte man auch noch tragen können. Meine Idee, die Frauen zu "retten" ist erstmal gründlich schief gegangen. Es gibt Mütter, die lieben das, auf dem Spielplatz zu stehen und sich im Leid zu suhlen. Das ist ihre Form der Aufmerksamkeit für sich selbst. Sich zu bemitleiden, sich zu beschweren, über die Aufgaben, mit denen sie alleine dastehen. Nimmt man ihnen das weg, haben sie Angst um ihre Bestimmung! Mutter sein. Klar, ich bin auch Mutter und ich sehe das als Teil meiner weltlichen Bestimmung. Für meine Kinder da zu sein. Aber ich definiere mich nicht über meine Kinder. Das unterscheidet mich von den Frauen, denen ich ursprünglich helfen wollte.  Musste ich meine Bestimmung also erneut aufgeben?

 

Nein. Ich konnte sie einfach anpassen. Ich konnte mich neu ausrichten. Und das war gar nicht so schwierig. Denn es gibt diese Mütter die raus wollen aus der Spielplatz-Depression. Es gibt die Frauen mit Kind, die keinen Bock mehr auf Opfer sein haben und ihren Weg gehen wollen. Und zwar mit allem, was in ihren Rucksack passt. Für mich fühlt es sich normal an, aber mein Weg mit meiner Familie ist unkonventionell. Ich werde oft gefragt, wie ich das mache, mein Mann wird bewundert, für seinen väterlichen Einsatz.  

Dabei sind wir gar nicht so crazy - nur Gleichberechtigt und Tolerant. 

Aber da war sie dann, meine umgeformte Bestimmung!

Ich möchte diese Frauen begleiten. Mütter, die ein Leben nach der Norm und traditionelle Erziehungsmethoden ablehnen um ihre unkonventionelle, freie Art der Mutterschaft zu leben. Mit Freude und weniger Druck. Die Wild Moms waren geboren und ich fing sofort an, ihnen einen Safe Space zu bauen. Keine Facebook-Gruppen mehr voller Hass, Verurteilung und momshaming. Weil auch wir, die unkonventionellen Mütter, raus wollen aus der Opferrolle. Weil wir bedarfsorientiert handeln und unseren Kindern nahezu grenzenlosen Raum geben, den wir aber nicht halten können, wenn wir alleine sind. Ich fühle mich dazu berufen, meine Kinder selbstbewusst und selbstbestimmt groß werden zu lassen. Aber das ist verdammt anstrengend und die Auswahl an Personen, die ich um Rat fragen kann ist begrenzt, weil wir die erste Generation Eltern sind, die das überhaupt macht. Deswegen brauchen wir den Safe Space. Um uns zur Seite zu stehen, uns zu helfen, uns ermutigen. Ich bin überzeugt, dass der Wild Mom Spirit der richtige ist, für mich und meine Familie. Für so viele Familien. Das möchte ich weitergeben, Verbündete finden, Tipps teilen, ausprobieren, verzweifeln, scheitern, aufstehen, weitermachen, Druck raus lassen und den richtigen Platz für alles finden. Mit einer gehörigen Portion Gelassenheit und Selbstfürsorge. Damit ich auch in Zukunft meiner Bestimmung voller Energie und Lust nachgehen kann!

Dieser Text ist im Rahmen der "Blog your Purpose-Challenge" von Judith Peters entstanden.
Dieser Text ist im Rahmen der "Blog your Purpose-Challenge" von Judith Peters entstanden.

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